Dorfladen rückt ein Stück näher

Bürger müssen mindestens 60 000 Euro Startkapital aufbringen

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Möglicherweise bald ein Dorfladen: das ehemalige Raiffeisenlager am Gutshof in Wiesenfeld. (Foto: David Kohlhepp)
Möglicherweise bald ein Dorfladen: das ehemalige Raiffeisenlager am Gutshof in Wiesenfeld. (Foto: David Kohlhepp)

Der Dorfladen in Wiesenfeld ist auf einem guten Weg. Der Stadtrat Karlstadt stimmte in seiner Sitzung am Donnerstag dem weiteren Vorgehen zu. Jetzt sind die Wiesenfelder an der Reihe. Sie müssen es schaffen, mindestens 60 000 Euro als Einlage für den Dorfladen zusammenzubekommen. Dies ist das Startkapital für die neu zu gründende Gesellschaft. Gelingt das, will der Stadtrat in der ersten Herbstsitzung den Erwerb und den Umbau des ehemaligen Raiffeisenlagers zum Dorfladen beschließen.

Die Sitzung am Donnerstag war gut besucht. Zahlreiche Wiesenfelder waren gekommen und hörten den Ausführungen von Projektplaner Volker Hahn vom Nahversorger-Institut zu, der den Stadtrat über den Stand der Dinge in Sachen Dorfladen in Wiesenfeld informierte. Er sprach von einer großen Euphorie, die er bei den Wiesenfeldern erlebe. Der Arbeitskreis habe beispielsweise einen Namen und ein Logo für den Dorfladen gesucht und dabei um Ideen aus der Bevölkerung gebeten. 42 Einsendungen habe es daraufhin gegeben, was ein Zeichen für das große Engagement sei.

Bekanntlich ist das ehemalige Raiffeisenlager als Dorfladen anvisiert. Dazu legte Hahn einen möglichen Grundriss vor, wie der Dorfladen aussehen könnte. 160 Quadratmeter Grundfläche würden Platz für ein Sortiment von 800 bis 900 Waren bieten. Als günstig wertete er, dass die Raiffeisenbank signalisiert hat, mit ins Haus zu gehen. So ließen sich Sozialräume gemeinsam nutzen, sagte Hahn. „In den Tresor dürfen wir allerdings nicht“, sagte er mit einem Schmunzeln.

Es gehört zum Konzept des Dorfladens, dass nicht nur Waren verkauft werden, sondern dass er auch ein Treffpunkt für die Dorfbevölkerung sein soll, an dem die Bürger beispielsweise eine Tasse Kaffee trinken können. Daher ist laut Hahn eine Ecke mit Tischen eingeplant. Als Organisationsform empfiehlt er eine „stille Unternehmensgesellschaft“. Diese sei ebenfalls haftungsbeschränkt wie eine GmbH, es sei aber kein Stammkapital von 25 000 Euro nötig.

Es gibt auch Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Demnach braucht der Dorfladen einen Umsatz von zirka 31 000 Euro im Monat. Dieser lässt sich erreichen, wenn jeder der 800 Wiesenfelder in der Woche für mindestens 9,50 Euro einkauft. Das sollte zu schaffen sein, glaubt jedenfalls Volker Hahn.


„Erst in den Dorfladen und dann zu Aldi.“
Harald Schneider, Stadtrat


Wie geht es weiter? Jetzt sind die Wiesenfelder gefragt. Sie müssen mindestens 60 000 Euro an Zeichnungsdokumenten zusammenbekommen. Wenn das gelingt, stimmt der Stadtrat dem Erwerb und dem Umbau des Gebäudes zu. Der Termin für den Beginn der Zeichnungsfrist steht schon fest, sagte auf Anfrage Raimund Eirich, der Leiter des Arbeitskreises für den Dorfladen ist. Am Mittwoch, 3. September, wird es ab 19.30 Uhr eine Versammlung im Pfarrheim geben, in der alle Modalitäten erklärt werden und die Bürger mit ihrer Einlage von mindestens 200 Euro dann den Dorfladen unterstützen können. Eirich ist überzeugt, dass die Hürde genommen wird.

Bis dahin wird der Dorfladen auch ein Logo und einen Namen haben, sagt Eirich. In der kommenden Woche bekommen die Wiesenfelder einen Brief, in dem fünf Namen und fünf Logos zur Auswahl stehen. Vom Arbeitskreis wurde aus den 42 Einsendungen eine Vorauswahl getroffen. Die Wiesenfelder können dann ihren Favoriten ankreuzen und den Brief bis zum 15. August in die bereitgestellten Urnen in der Sparkasse, in der Raiffeisenbank oder in der Kirche werfen. Das Logo und der Name mit den meisten Stimmen gelten dann als gewählt.

Im Stadtrat wurde die Entwicklung des Dorfladens sehr begrüßt. Armin Beck nannte es ein mögliches „Pilotprojekt“ für andere Stadtteile. Harald Schneider lobte die Euphorie für das Projekt, mahnte aber, diese dürfe später nicht nachlassen. Die Wiesenfelder dürften nicht nur das im Dorfladen einkaufen, was sie im Discounter vergessen haben, sondern umgekehrt. „Erst in den Dorfladen und dann zu Aldi.“