Wunschobjekt ist die Raiba-Lagerhalle

Arbeitskreis hat seinen favorisierten Standort für den Dorfladen gefunden – Unternehmensform unklar

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Hier könnte der Wiesenfelder Dorfladen entstehen: die leer stehende Raiba-Lagerhalle. (Foto: Raimund Mehrlich)
Hier könnte der Wiesenfelder Dorfladen entstehen: die leer stehende Raiba-Lagerhalle. (Foto: Raimund Mehrlich)

Die Wiesenfelder sind auf ihrem Weg zu einem Dorfladen einen großen Schritt weitergekommen. In der Sternsingerzeit hatten die Mitglieder des Arbeitskreises zusammen mit Projektberater Volker Hahn die in Frage kommenden Immobilien besichtigt und diese nach vorher selbst festgesetzten Kriterien bewertet.

In einer Bürgerversammlung im Pfarrheim wurden nun die Ergebnisse vorgestellt. Wunschobjekt für den Wiesenfelder Dorfladen ist die leer stehende Raiba-Lagerhalle. Zur Wahl standen außerdem das alte Arzthaus, das Alte Rathaus sowie die Bäckereien Schaub und Peter.

Hahn erläuterte die Entscheidungsfindung: „Die Halle sah erst gar nicht nach unserem Favoriten aus. Als wir dann aber die Punkte zusammenzählten, lag sie mit 75 Punkten an der Spitze, gefolgt vom Arzthaus mit 69,5 Punkten. Das Rathaus erhielt 50 Punkte, die beiden Bäckereien waren mit 40 und 42 Punkten weit abgeschlagen.“

Die Punktzahlen wurden mit einer „Bewertungsmatrix“ berechnet, einem transparenten System, wie es Hahn schon in mehr als 150 ähnlichen Projekten angewendet hat. Einzelne Kriterien wie Lage, Größe, Preis, laufende Kosten oder Parkplätze, aber auch Nachbarschaft und Erweiterungsmöglichkeiten wurden von den Projektgruppen mit eins bis sechs Punkten bewertet. Zuvor erhielt jedoch noch jedes Kriterium einen Gewichtungsfaktor zwischen 0,5 und 2, mit dem die Punkte multipliziert werden sollten.

„Auf einen Faktor lege ich größten Wert“, sagte Projektberater Hahn, „das ist der emotionale Bezug der Menschen. Wenn an einem Gebäude negative Emotionen hängen, wird man darin nie erfolgreich wirtschaften können.“ Die Raiba-Halle wird mit fünf von sechs Punkten wohl keine Akzeptanzprobleme haben.

Bürgermeister Paul Kruck hatte bereits im Vorfeld mit dem Raiffeisenbank-Vorstand gesprochen und verkündete gute Nachrichten: „Wir haben zwar noch nicht über den Preis geredet, aber man will uns weit entgegenkommen.“ Einen Pferdefuß gebe es allerdings: Wenn, dann müsse die Stadt nicht nur die Halle, sondern das gesamte Gelände kaufen. Aber, so Kruck: „Erwerb und Umbau sind förderfähig, das Amt für Ländliche Entwicklung wartet nur auf unsere Machbarkeitsstudie.“

Bei einer solchen Dynamik müsse man sich im nächsten Schritt jetzt für eine Unternehmensform entscheiden, empfahl Hahn. Er wog dabei die Modelle „Genossenschaft“ und „GmbH“ gegeneinander ab. Die Genossenschaft als vermeintlich basisdemokratisches Modell sei aber mit hohen Kontrollkosten und einem langwierigen Gründungsprozess verbunden, zudem könne eine persönliche Haftung der Genossen nicht ausgeschlossen werden. Er favorisiere eine GmbH-Lösung, die in Wiesenfeld so aussehen könnte: Die Stadt Karlstadt ist als Immobilienbesitzer Inhaber einer „Dorfläden Karlstadt Verwaltungs-GmbH“, die die Immobilie an die „Dorfladen Wiesenfeld GmbH & Co. KG“ vermietet, in der sich die Anteilseigner als Kommanditisten organisieren. „Die Transparenz und Basisdemokratie, die unser Verfahren auszeichnen, können wir ohne Weiteres auch in den Gesellschaftsverträgen festschreiben“, so Hahn.

Als Alternative – falls die Stadt Karlstadt nicht mit einsteige – empfehle er eine „Unternehmergesellschaft“, eine „kleine GmbH“, in der die Bürger nicht als Kommanditisten, sondern als stille Gesellschafter beteiligt sind und ansonsten alles wie in einer GmbH regelbar sei.

Nach der Entscheidung für die Unternehmensform müsse man dann mehrgleisig fahren, so Hahn: „Der Arbeitskreis muss Klinken putzen fürs Startkapital, und die Stadt muss sich um die Immobile und die Fördermittel kümmern.“ Kruck, der bereits selbst eine Einlage von 1000 Euro versprochen hat, appellierte an die Investitionsfreudigkeit der Wiesenfelder: „Die Leute müssen dahinterstehen, und das müssen sie durch die Zeichnung von Anteilen beweisen. Es ist wichtig, dass wir sagen können: Das ist unser Laden!“